Die Esskastanie: Calau pflanzt "Baum des Jahres"
In der Calauer Herrenheide ist am 5. Juni der "Baum des Jahres 2018" gepflanzt worden. In diesem Jahr ist es die Esskastanie, lateinisch Castanea sativa. Die Aktion fand im Rahmen der jüngsten Sitzung vom Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr und Tourismus statt, vorgenommen wurde sie durch den Ausschuss-Vorsitzenden Matthias Kurth (CDU) und Bürgermeister Werner Suchner. Im Anschluss erläuterte der Calauer Naturschützer und Mitglied im Heimatverein der Stadt, Siegfried Berndt, einiges zum diesjährigen "Baum des Jahres".
Wann die ersten Ess-Kastanien ihre Zweige in den Himmel des heutigen Deutschlands reckten ist nicht sicher überliefert. Die Griechen etablierten den Baum im Mittelmeerraum bereits in der Bronzezeit fanden sich Anbaugebiete in Südfrankreich. Gut möglich, dass die eine oder andere Ess-Kastanie sich schon damals über Handelsrouten nach Germanien verirrt hat. Die Römer brachten sie schließlich vor rund 2.000 Jahren über die Alpen, erkannten die günstigen botanischen Voraussetzungen und etablierten die Art besonders entlang des Rheins, der Nahe, der Mosel und der Saar. Fortan waren Weinbau und Ess-Kastanie nicht mehr voneinander wegzudenken: Aus dem gegen Verrottung erstaunlich resistenten Kastanienholz fertigten Winzer Rebstöcke – meist wuchs der Ess-Kastanienhain direkt oberhalb des Weinbergs. Das Holz erwies sich weiter als brauchbares Material für den Hausbau, Fassdauben, Masten, als Brennholz und Gerberlohe. "Auch in der Gegend um Calau gab es früher Weinberge, auf denen vereinzelt Ess-Kastanien wuchsen", informierte Siegfried Berndt und nannte mit der Gegend um Saßleben sowie rund um Cabel einige Beispiele.
Wohl noch bedeutender als für den Weinbau war die Ess-Kastanie lange für die Ernährung der Bevölkerung: Die fettarmen, stärkereichen und süßlichen Maronen blieben nach Missernten oft das lebensrettende Nahrungsmittel. Botanisch betrachtet sind Ess-Kastanien Nüsse, weniger fett als Walnuss oder Haselnuss, jedoch reich an Kohlehydraten. Wohlhabende Bürger der Antike genossen sie – wie heute – eher als kulinarisches Beiwerk.
Vergeben wird der Titel "Baum des Jahres" jährlich vom Kuratorium Baum des Jahres.
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