KOLUMNE: Calau – genau mein Ding

Älter werden, stelle ich fest, ist gar nicht so übel. Vor allem dann nicht, wenn man dort liebt und lebt, wo man sich wohlfühlt. Calau ist für mich so ein Wohlfühlort. Gestern war ich bei der Ideenschmiede des Heimatvereins Calau und vorurteilsbeladen, wie man manchmal ist, war ich eher skeptisch.

„Heimatforscher – auch Heimatkundler genannt – ist in der Regel ehrenamtlich im Bereich der Erforschung der heimatlichen Umgebung tätig.“ So ist der Begriff im Internet beschrieben. Der muffige Geruch alter verstaubter Bücher kombiniert mit Menschen, deren Blick stetig in die Vergangenheit gerichtet ist, drängt sich auf. Attribute wie langweilig, verstaubt, ewig gestrig, tauchen im Kopf auf. Falsch gedacht! Erlebt habe ich gestern engagierte, offene, gut gelaunte Mitglieder eines Vereins, die Calau als ihre Heimat begreifen.

Zu den taufrischen jungen Leuten zähle ich mich, mit meinen 56 Jahren, nicht mehr. Ich benutze beim Spaziergehen Nordic Walking Stöcke, brauche eine Lesebrille und habe vor kurzem freiwillig einen Rosamunde Pilcher Film angesehen. Erschreckend. Vor allem Letzteres. Dabei bin ich ein Mensch, den neue Entwicklungen begeistern, immer lernend, neugierig. Gleichzeitig liebe ich die Stille, den weiten Raum, den die Natur um uns schafft. Die Gegensätze sind in mir vereint und genau in diesem Moment wird mir bewusst, dass Calau genau mein Ding ist. Calau ist eine Stadt auf dem Land. Sie vereint reges Treiben mit in sich ruhender Landschaft.

Ich bin weder in Calau geboren noch hier aufgewachsen, was im Übrigen für den Beitritt im Heimatverein keine Rolle spielt. Entscheidend ist, dass man sich mit dem Ort, an dem man lebt, verbunden fühlt, ob es nun Heimat oder Wahlheimat ist.